In Memoriam Thomas A. Schneider
Ein Freund ist von uns gegangen, ein feinsinniger Künstler hat diese Welt verlassen.
Wenn wir zurückschauen auf das Leben von Thomas A. Schneider, so war es schon früh künstlerisch geprägt. Von Kindes Beinen an war er musikalisch begabt, spielte bereits früh Klavier und erstellte schon im Alter von nur 14 Jahren Bearbeitungen von Werken des großen Meisters Johann Sebastian Bach. So war es nur sinnfällig, dass er sein Studium der Musik und ihren vielen Aspekten widmete, insbesondere der Kirchenmusik. Aber auch der Theologie schenkte er einen Teil seiner Studienjahre. Während seiner beruflichen Tätigkeit als Kantor gründete er in Münster zwei Chöre, die er zu großem Erfolg führte. Speziell mit der Handorfer Kantorei absolvierte er erfolgreiche Konzertreisen im In – und Ausland und auf mehreren Kontinenten.
Mitte der 90er Jahre verarbeitete er seinen Schmerz über die Gräuel des Bosnien-Krieges in der ergreifenden Komposition seiner „Friedens-Messe“, welche unter seiner Leitung und unter Mitwirkung namhafter Solisten sowie ebenfalls seiner Chöre uraufgeführt wurde.
In den darauffolgenden Jahren wandte er sich mehr und mehr dem Theater-Metier zu, wodurch er schließlich Ende der 90er Jahre mit dem Ensemble des späteren „Carl-Theaters“ nach Villingen-Schwenningen kam. Das Ensemble feierte große Erfolge sowohl in der Stadt als auch bei Gastspielen und Thomas gab als dessen Mitglied auf großartige Weise hervorragende Schauspielkunst zum Besten. Nicht nur die musikalische Untermalung der Theaterstücke lag in seinen Händen und stammte zum Teil aus seiner Feder, unter seiner Leitung wurden auch in mehreren Sommern im ehemaligen Villinger Freizeitpark beliebte Operetten wie z. B. „Schwarzwaldmädel“ oder „Im weißen Rößl“ aufgeführt, unter Mitwirkung des Sinfonieorchesters Villingen-Schwenningen, ensembleeigener Sänger und des von ihm gegründeten Theaterchores.
Ganz gleich, ob moderne Stücke oder Klassiker auf dem Programm standen – unvergessen Goethes „Faust“ oder die „Mögliche Begegnung“ über ein fiktives Treffen der Komponisten Händel und Bach – ob Kindertheater oder das alljährliche Weihnachtsmärchen, seine Rollen waren stets mit Leben und unnachahmlicher Präsenz gefüllt. Seine humorvolle und doch feinsinnige Art brachte ihn dazu, unvergessliche und beim Publikum sehr beliebte Abende mit den Sketchen von Loriot zusammenzustellen.
Während der Villinger Bach-Tage im Jahr 2000 fand unter seinem Dirigat mit Mitgliedern des Sinfonie-Orchesters Villingen-Schwenningen ein vielbeachtetes Konzert mit seinen eigenen Bearbeitungen von Werken des großen Komponisten statt.
Mit der Zeit spezialisierte Thomas sich auch auf Notensätze, die er mit der ihm eigenen akribischen Feinarbeit erstellte. Der Höhepunkt dieser Tätigkeit fand sich in der mehrbändigen Herausgabe der tiefsinnigen, schwarzhumorigen Lieder von Georg Kreisler im Schott-Verlag. Diese Arbeit bedeutete einen enormen Aufwand, da zum Teil nur Skizzen und Notizen von Kreisler zu seinen Liedern existierten und Thomas beim Erstellen der Noten oft nur alte Aufnahmen Kreislers abhören konnte. Diese Herausforderung meisterte er mit gewohnter Souveränität, und sie wurde dadurch von Erfolg gekrönt, als er für diese Arbeit 2015 mit dem Editionspreis des Deutschen Musikverleger-Verbandes ausgezeichnet wurde.
Vor einiger Zeit begann Thomas auch Hörspiele zu verfassen. Sein Hörspiel „Taub - aber nicht stumm / Ein Tag im Leben des Ludwig van Beethoven“ wurde noch 2020 vom Gerhard Schepper Verlag herausgegeben.
Als die Zeit der Corona-Pandemie alles veränderte, war Thomas wie viele andere Künstler auch schwer getroffen von den Einschränkungen, die ihn von vielen Arbeitsmöglichkeiten und persönlichen Kontakten abschnitten, was ihn außerordentlich belastete.
Nun ist unser lieber Freund Thomas A. Schneider nach kurzer, schwerer Krankheit am 5. November 2022 verstorben, und uns bleiben die Erinnerungen an eine geistreiche und kluge Persönlichkeit, deren warmherzige, authentische, humorvolle und verbindliche Art die Menschen in seinem engeren und weiteren Umfeld stets für sich einnahm.
Wir, die wir zurück geblieben sind, trauern in dem Gefühl, dass unsere Welt ein Stückchen ärmer geworden ist, weil dieser besondere Mensch nicht mehr unter uns weilt.
Ingrid Baur
Und Anna Janina Remsperger
Im Namen aller Freunde
Wir werden Dich nie vergessen.