Beisetzung im Ruhewald: Wie erfolgt die Baumbestattung und wie wird sie gestaltet?

Daniela Fehrenbacher

Beisetzung im Ruhewald: Wie erfolgt die Baumbestattung und wie wird sie gestaltet? - © Britta Pedersen
Beisetzung im Ruhewald: Wie erfolgt die Baumbestattung und wie wird sie gestaltet? (© Britta Pedersen)

Beisetzung im Ruhewald: Wie erfolgt die Baumbestattung und wie wird sie gestaltet?

Als 1999 der erste Bestattungswald in der Schweiz eröffnet wurde, überzeugte das Konzept so sehr, dass schon zwei Jahre später auch in Deutschland die ersten Ruhewälder eingerichtet wurden. Heute gibt es schätzungsweise mehr als 220 amtlich zugelassene Friedwälder in Deutschland - Tendenz steigend. Denn sich inmitten der Natur, an den Wurzeln eines Baumes bestatten zu lassen und damit nach dem Tod Teil des natürlichen Kreislaufes zu werden, ist ein Wunsch, den heute immer mehr Menschen hegen.

Was unterscheidet den Ruhewald vom Friedhof?

Ein Ruhewald ist ein 10 bis 40 Hektar großes, natürliches Stück Wald, das amtlich zwar als Friedhof anerkannt ist, sich optisch jedoch stark von diesem unterscheidet. Denn im Friedwald soll die Natur weiterhin Vorrang haben. Das bedeutet,

  • das Gebiet ist nicht von einem Zaun oder eine Mauer eingegrenzt.
  • der Ruhewald verfügt nur über eine einfache Infrastruktur, wie Parkplatz, Naturwege, Sitzbänke, Andachtsstellen und Sanitäranlagen. Seltener gibt es zudem eine Trauerhalle.
  • die einzelnen Gräber sind lediglich an einer kleinen Plakette, auf welcher Name, Geburts- und Todestag vermerkt sind, erkennbar.
  • der übliche Grabschmuck mit Kränzen oder Sträußen entfällt, da höchstens einzelne Blumen oder Blütenblätter auf das Grab gelegt werden dürfen.
  • aus Sicherheitsgründen dürfen keine Kerzen und Grablichter im Ruhewald aufgestellt werden.

Gesetzliche Vorgaben für eine Bestattung im Ruhewald

Die amtlich ausgewiesene Waldfläche wird rechtlich wie ein Friedhof behandelt. In der Regel ist jedoch nicht die Kommune der Betreiber eines Ruhewaldes, sondern ein privates Unternehmen. Einer Bestattung im Ruhewald muss in Deutschland zwingend die Feuerbestattung vorausgehen, da im Ruhewald ausschließlich Urnen beigesetzt werden dürfen. Diese Urnen sollten aus vergänglichen Materialien, wie Holz oder Pappmaché, und nicht aus Metall oder Kunststoff gefertigt sein. Die Ruhezeit des Grabes richtet sich nach den landeseigenen Bestattungsgesetzen und beträgt in Baden-Württemberg mindestens 15 Jahre.

Welche Grabarten gibt es im Ruhewald?

In Friedwäldern wird zwischen einem Einzelgrab und einem ganzen Baum mit bis zu 12 Gräbern unterschieden. Schon zu Lebzeiten kann entweder ein ganzer Baum oder ein einzelner Urnenplatz an einem bestimmten Baum reserviert werden. Dabei wird das Recht auf die Nutzung der gewählten Ruhestelle mit einer Dauer von bis zu 99 Jahren erworben.

Ablauf einer Baumbestattung

Nach der Einäscherung wird die Urne in den Ruhewald überführt. Dort gibt es entweder einen zentralen, mit Bänken ausgestatteten Andachtsplatz im Freien oder eine Trauerhalle, wo die Urne aufgebahrt wird. Die Gestaltung der Trauerfeier ist nicht festgelegt und kann daher sowohl von religiösen Riten unter Begleitung eines Priesters/Pastors als auch nach individuellen Vorstellungen weltlich gefeiert werden. Nach der Trauerfeier wird die Urne zum ausgehobenen Baumgrab getragen und im Rahmen letzter Gebete und Gesänge beerdigt. Nachdem die Trauergemeinde den Friedwald verlassen hat, erfolgt die Schließung des Grabes. Baumbestattungen werden zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter durchgeführt. Lediglich bei Sturmwarnung und der damit einhergehenden Verletzungsgefahren durch herabfallende Äste kann aus Sicherheitsgründen ein Bestattungstermin verschoben werden.

szmtag